Freitag, 4. März 2011

Ulan Bator - Mein Dienst in der kältesten Hauptstadt der Welt

Jona mit Pferdekopfgeige
Jona absolviert den "Anderen Dienst" anstelle von Zivildienst bei HELP Mongolei. Hier schildert er einige Erlebnisse.
Über sechs Monate bin ich nun im Land der Wildpferde und ewigen Weiten und habe bisher vor allem die kälteste Hauptstadt der Welt auch zur kältesten Jahreszeit, erlebt. Der verrückte Verkehr, der Staub, der Smog im Winter, der die Sonne am Morgen rot scheinen lässt und das Atmen erschwert, die Ger-Gebiete (ein Ger ist ein mongolisches Rundzelt) mit ihren undurchschaubaren „Straßen“-Führungen, den streunenden Hunden, die im Müll am Straßenrand wühlen, den Wasserhäusern vor denen Kinder mit Kanistern schlangestehen und den Tante-Emma-Läden an jeder Ecke – an all das habe ich mich schon so gewöhnt.

Dazu kommt der „Зах“, der Markt auf dem man wirklich alles kaufen kann und wenn man nach zwei Stunden im Winter dort vor der Kälte die Flucht ergreift sich fragt, wie die Verkäufer es dort Stunde um Stunde, Tag um Tag aushalten ohne zu erfrieren; „100-аль“ und “Цайц”, Baumärkte auf denen wir ständig Material kaufen und die aufgebaut sind wie Flohmärkte, wo jeder Verkäufer seinen Stand hat und sich seine Waren, oft verschiedenster Art, stapeln und wenn er etwas nicht hat, er für dich seinen Stand verlässt, durch die Gänge läuft und bei jemand anderem die benötigte Ware organisiert; Supermärkte wie der „Home Plaza“ in dem man sich fast wie zu Hause fühlt, weil die Regale mit „Gut und Günstig“-Produkten gefüllt sind (wobei die hier meistens eher die am wenigsten Günstigen sind); Überfüllte Busse, einige mit einer Oberleitung verbunden, mit denen man für umgerechnet rund 17 Cent fahren kann, unabhängig davon wo man ein oder aussteigt, und die Mikrobusse, in denen sich von Zeit zu Zeit die Fahrgäste stapeln, deren Kassierer wie Marktschreier an den Haltestellen ihren Ziele herausschreien, und die ich doch weitestgehend versuche zu meiden. 

Auf dem Müllberg in Ulan Bator
Man feiert hier Neujahr recht groß, auch wenn Zagaan Sar das (buddhistische) neue Jahr erst Anfang Februar einläutet. Wir haben mit dem Team vom Enerel (mehr...) einen kleinen Weihnachtsgottesdienst auf dem Müllberg abgehalten. Das war für mich das kälteste Erlebnis meines bisherigen Lebens. Es waren an dem Tag in der Stadt bei uns schon um die -30°C, auf dem Müllberg vor der Stadt bestimmt nochmal zehn Grad kälter und dazu noch Wind. Ich hatte drei Paar Hosen, drei paar Socken und Sieben paar Oberteile an. Doch nach kurzer Zeit des Einladens der Arbeiter des Müllbergs fing ich an zu frieren wie noch nie.

Es ist ein interessantes Gefühl, wenn es so kalt ist, dass man nur noch den Wunsch hat vor der Kälte zu fliehen. Der Gedanke, dass diese armen Leute den ganzen Tag dort arbeiten müssen ist schrecklich. Im Sommer stinkt es unerträglich, im Winter erfriert man jeden Tag. So brachten wir ihnen heißen „Suutäi Tsäi“ und erzählten ihnen von Weihnachten, dass Gott selbst, der König, in den Dreck dieser Welt gekommen ist, um den Menschen seine Liebe zu zeigen und jedem neues Leben zu geben, der zu ihm kommt. Die Leute vom Müllberg haben sich sichtlich gefreut und mit uns zusammen gebetet.
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