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| Hier mal mit Brot, Tee und Käse aus Deutschland versorgt - Jona Friede |
Es ist Winter. Der Winter hat dieses Jahr lange auf sich warten lassen, ist jetzt aber doch hereingebrochen und wir haben nun in den letzten Wochen Tags Temperaturen bis -15°C und Nachts auch um die -25°C. Eigentlich noch nichts, bedenkt man, dass bald eine Zeit kommt, wo es Tags standardmäßig -25° hat und noch kälter werden kann. Ich bin gespannt wie ich das erleben werde. Fußballspielen im Schnee bei kleinen Minusgraden ist schon nicht immer so angenehm, geht aber auch.
Draußen leben, wohnen, schlafen, das kann man sich so kaum noch vorstellen… Es gibt viele Obdachlose auf den Straßen Ulaanbaatars. Normalerweise Alkoholiker, meistens Männer, aber auch Frauen und Kinder. Tagsüber arbeiten sie teilweise auf dem Schwarzmarkt, Nachts suchen sie sich Löcher in der Kanalisation und in den Fernwärmetunneln. Wenn sie betrunken auf der Straße einschlafen, wachen sie am nächsten Tag nicht selten nur noch teilweise oder gar nicht mehr auf. Soweit ich weiß, gibt es wenig, was der Staat tut um ihnen zu helfen, aber was kann man auch tun?
Eine der spannendsten und wie ich finde herausfordernsten Arbeiten von HELP setzt hier an. Dreimal die Woche wird ein Raum geöffnet… Der Gestank ist kaum auszuhalten, wenn man sich nicht langsam dran gewöhnt. Mit der Zeit und der Menge der Menschen in dem kleinen Raum steigt auch der Geruch. Für um die 50 Männer und ein paar Frauen ist hier Platz zum schlafen. Auf Matten auf dem Boden kann sich jeder sein Nachtlager aufbauen: Hinlegen, Decke drüber, fertig. Niemand hat andere Kleidung für den Tag als für die Nacht. Aber hier ist es warm also können wenigstens die Jacken ausgezogen werden. Ich setzte mich zu den Leuten in den Saal.
Mir scheint, das beste was ich machen kann, ist mich mit den Leuten zu unterhalten, ihnen einfach zu zeigen, dass sie mir wichtig sind. Unterhalten klingt schon ziemlich viel. Eigentlich versteh ich fast nichts von dem was sie sagen. Aber ich hab den Eindruck, dass ihnen alleine das reden können schon guttut. Die letzten zwei Male war auch jemand da, der ein paar Worte Englisch konnte. Also haben wir uns unterhalten. Über Sport, darüber wie lange ich hier bin und über reiten. Er erzählte auch dass er, oder war es sein Freund, der auch da war, DJ in einer sehr bekannten Disko gewesen ist. Aber alles ist durch den Alkohol den Bach runtergegangen. Was hat der doch für eine Macht hier in der Mongolei.
Die Menschen wissen, dass es schlecht ist, was sie tun und wie sie leben, sind aber nur sehr selten bereit irgendwas dagegen zu unternehmen. Viele singen fröhlich mit, wenn wir ein paar Anbetungslieder singen und hören aufmerksam zu, wenn wir ihnen erzählen, wie zum Beispiel in unserer Alkoholreha Menschen wirklich frei werden und sich ihr Leben durch Gottes Kraft verändert. Aber wie wenige ergreifen die Hand die wir ihnen reichen und sind bereit ihr bisheriges Leben einzutauschen. Nach der Andacht gibt es Essen. Die Leute können duschen gehen, werden verarztet und dann wird geschlafen. Die Nacht ist kurz, zumindest für mich. An einem Abend sind Sebastian und ich zum Übernachten geblieben.
Unser Zimmer hatte keine Tür und ständig sind Leute auf die Toilette gegangen. Ich hab kaum geschlafen. Am morgen, früh um 6 gibt es Frühstück, das noch bereitet werden muss, dann verlassen die Leute ihren Übernachtungsplatz und müssen wieder raus in die Kälte. Für uns ist Putzen angesagt. Es ist anstrengend, aber ich hab auch gemerkt, dass es kaum etwas schöneres und wichtigeres gibt, als diesen Menschen die Liebe Gottes weiterzugeben. Ich wünschte mir sehr, mit ihnen auch wirklich reden zu können. Aber das wird in diesem Jahr wohl nichts mehr. Vielleicht werde ich in Deutschland irgendwo in einer ähnlichen Arbeit mal mitarbeiten.
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